
Sclerotium rolfsii ist eine bodenbürtige Pilzkrankheit, die ein weites Wirtsspektrum befällt und weltweit in den wärmeren Regionen (Tropen, Subtropen) auftritt. Er ist die sogenannte Nebenfruchtform von Athelia rolfsii. Durch die rasche Vorgehensweise, ist Sclerotium in der Lage innerhalb kürzester Zeit, große Schäden zu verursachen. An Hosta tritt gehäuft die Variätet Sclerotium rolfsii var. delphinii auf.

Sclerotien (Überdauerungsorgane, orange) und Mycel (weiß) an einer befallenen Hosta; Bildquelle: Wikipedia
Disclaimer
Dies ist keine Pflanzenschutzberatung! Diese Informationssammlung dient zum Überblick über das gegebene Thema und kann eine Beratung durch eine fachlich geschulte Person nicht ersetzen. Auch wenn die wissenschaftliche Methode als Vorlage zur Erstellung dieser Informationssammlung diente, so wird nicht versucht, allen Kriterien des wissenschaftlichen Arbeitens gerecht zu werde. Die Quellen werden abschließend aufgelistet. Eine konkrete Empfehlung zur Anwendung spezieller Mittel, wird in diesem Text nicht stattfinden. Dies obliegt sachkundigen Personen!

Schadbild
Unter optimalen Bedingungen ist S. rolfsii in der Lage alle Pflanzenteile zu befallen, tritt aber im Normalfall an den bodennahen Stielen und Blättern auf. Wenn auch deutlich seltener, können auch verholzende Pflanzen befallen werden. Erste Anzeichen für eine Infektion der Pflanze tauchen meist Anfang Juni auf, gerne wenn Regenfälle und warme Temperaturen zusammen auftreten.
Befallen Pflanzen zeigen sich zunächst schlapp, hellen die Blätter auf oder rollen diese ein.
Im Fortgang fallen die Blätter um oder hängen/liegen am Boden. Jetzt ist spätestens Handlungsbedarf!
Erstmal sollten andere Ursachen ausgeschlossen werden (Schneckenfraß, Wildverbiss, Trockenschaden, Staunässe, mechanische Beschädigung, Wurzelschäden/ -Fäulnis) und die Blattbasis über dem Erdniveau genauer untersucht werden. Bei einem beginnenden Befall mit Sclerotium rolfsii zeigen sich dort die weißen Hyphen des Pilzes, die gut zu erkennen sind. Das Gewebe um die Befallsstelle ist gelblich bis bräunlich verfärbt und wird mit der Zeit vollständig vom Pilz eingenommen, so dass die oberirdischen Teile die Verbindung zur Wurzel verlieren. Ist die Pflanze befallen und der Pilz wohl genährt bildet er die bräunlich-roten Überdauerungsorgane (Sklerotien) aus, die an der (ehemaligen) Pflanzenbasis und im Umkreis an der Erdoberfläche zu sehen sein sollten.
Ursache
Das Einbringen von infizierten Pflanzen, Substraten oder organischem Mulchmaterial in den eigenen Bestand . Verbreitung der Überdauerungsorgane im Garten durch Spritz- und Gießwasser oder durch mechanisches Verteilen (z.B. Bodenbearbeitung oder am Gärtnerschuh oder durch Haustiere), mache Quellen schließen auch eine Verteilung durch Tiere nicht aus.
Lebensweise und bevorzugte Umweltbedingungen
Der Lebenszyklus beginnt im Frühsommer, wenn sich durchgehend warme Temperaturen einstellen (Anfang bis Mitte Juni). Im feuchten Milieu kommt es zur Fruchtung und der Pilz beginnt sich von Pflanzenmaterial nahe am Boden zu ernähren, vorzugsweise von altem, abgestorbenen Pflanzenmaterial. Dafür bildet er weiße, gespinnstartige Hyphen aus, welche mit bloßem Auge zu erkennen sind.
Ab einem Temperaturminimum von 10 °C ist eine Ausbildung des Mycels (vegetative Masse des Pilzes) theoretisch möglich, jedoch bevorzugt der Pilz Temperaturen zwischen 25 und 35 °C und wächst in diesem Temperaturbereich rapide, sofern genug Feuchtigkeit verfügbar. Im weiteren Verlauf dringt der Pilze in lebende Pflanzenzellen ein und vermehrt sich dort nahezu exponentiell. Zu erkennen ist dies an einer massiven Ausbildung von Hyphen um die Pflanzenbasis. Bis hier hin sind zwischen 4 und 10 Tagen vergangen und nun beginnt der Pilz mit der Ausbildung von Sklerotien. Eine asexuelle Form der Vermehrung zur Überdauerung. Sklerotien sind zunächst weiß und färben zu einem rötlichen braun ab. Ist diese Bildung abgeschlossen, stirbt der Pilz ab und überdauert in Form der Sklerotien bis zum nächsten Jahr (oder noch länger), bis der Zyklus wieder von Neuem beginnt. Das Myzel überlebt keine Temperaturen unter 0°C, die Sklerotien auch noch Temperaturen unter -10°C.
Bezüglich des pH-Wertes bevorzugt der Pilz einen Bereich zwischen pH 3 und 5. Die Fruchtung der Sklerotien passiert im Optimalfall innerhalb eines Bereichs von pH 2 bis 5 und wird ab pH 7 unterbunden.
Vorbeugung
Kulturführung:
- Weiter, luftiger Stand
- Alte, abgefallene, absterbende Blätter und Falllaub anderer Pflanzen sofort entfernen
- Lockerer, luftige Substrate verwenden
- “Trockene” Kulturführung, d.h. bedarfsgerecht Gießen, Pflanzen nicht “Über-Kopf” wässern, Pfützen im Bestand vermeiden
- Unkräuter (als weitere Wirtspflanzen) vermeiden
- Anorganisches Mulchmaterial verwenden
- Tiefgründige Bodenbearbeitung, Sclerortien meist nur in den oberen 10 cm des Bodens
- Pflanzenstärkung – optimale Düngung, kein Trockenstress, Pflanzenstärkungsmittel, mechanische Beschädigung vermeiden
weitere Hygiene-Maßnahmen
- Pflanzen und Substrate, am besten noch vor dem Kauf, genau untersuchen
- Substrate dämpfen oder anderweitig entkeimen (3h bei 55°C sind ausreichend um Sklerotien unschädlich zu machen)
- Vermehrungsmaterial desinfizieren
- Schneidwerkzeug nach jeder Pflanze desinfizieren - lieber Reißen als Schneiden
- Saubere Töpfe und Schalen verwenden
- Wichtigste Maßnahme: Nach Symptomen im kritischen Zeitraum Ausschau halten
- Für alle Fälle: Fungizid vorrätig halten
Bekämpfung
Sclerotium rolfsii kann nicht mit einer einzigen einfachen Kulturmethode oder chemischen Anwendung bekämpft werden , es müssen Kulturführung und Pflanzenschutz ineinandergreifen, um eine Bekämpfung langfristig wirksam zu machen. Die Anwendung von Fungiziden verspricht am meisten Erfolg, wenn sie erfolgt, nachdem die Pflanze befallen wurde und noch bevor die Überdauerungsorgane ausgebildet werden . Alleinige Substrat-Spülungen mit Fungiziden zeigen nur kurze Zeit vor dem Befall Wirkung .
Haben sich die Überdauerungsorgane schon ausgebildet, sollte die befallene Erde entsorgt werden und die befallene Pflanze mindestens zurückgeschnitten werden (das ist dann Müll - kein Kompost!) Erst wenn sichergestellt ist, dass alle Sklerotien entfernt wurden, kann die Stelle noch mit einem Fungizid nachbehandelt werden.
Chlorlösungen und ähnliche Bleichmittel als Fungizid(-Ersatz), was mancherorts empfohlen wird, sind kritisch zu betrachten, da die geschwächte Pflanze noch zusätzlich mit dem Chlor zu kämpfen hat. Zudem hat konzentriertes Chlor nichts in der Natur verloren (Schädigung von weitern Bodenorganismen).
Ausblick
In den letzten 10 Jahren wurde vermehrt zur biologischen Bekämpfung von Sclertium rolfsii und seinen Überdauerungsorganen geforscht. Als potentielle Gegenspieler werden vor allem Trichoderma sp. und Bacillus subtilis angesehen. Diese zeigen an vergleichbaren Schaderregern und anderen Wirtsplfanzen ähnliches Potential aktive Gegenspieler zu sein. Zudem wird an der Präimunisierung der Pflanze, ebenso durch Mikroorganismen (Hefepilze), geforscht. Der Blick auf den derzeitigen Stand der Forschung stimmt zuversichtlich, dass in naher Zukunft eine biologische Methode verfügbar sein wird, die dabei hilft diesen Schaderreger zu kontrollieren bzw. abzuwehren.