Beim Online-Shopping liest man immer wieder mal den Zusatz ‚OS‘, welcher für „Originator’s Stock“ steht. Das Thema kam bei den Sorteinführungen 2022 schon auf.
Umso länger ich darüber nachdenke, umso mehr komme ich zu dem Ergebnis, dass die Bezeichnung etwa so hilfreich ist wie „regional produziert“ oder „mit Liebe gemacht“. In Marketing-Sprech also ein potemkinscher Wert - eine gefühlte Qualität (nicht eine fühlbare Qualität).
Die AHS definiert OS folgendermaßen:
ORIGINATOR STOCK - (aka OS)- divisions produced naturally from original plant; not tissue-culture propagated
Ich sehe hier klar den Unterschied zur „Massenware“, ich sehe hierin aber keine Verpflichtung, diese Definition zu erfüllen um das Prädikat OS zu verleihen.
Bei der vegetativen Vermehrung, egal ob In-Vitro oder Handteilung, entstehen genetisch identische Klone, die sich, solange sie unter demselben Namen verkauft werden, nicht von der Mutterpflanze unterscheiden (dürfen). Dies sicherzustellen ist die Aufgabe der Produzierenden und Verkaufenden. In der Theorie sollte also eigentlich allein der Sortenname garantieren, dass die Pflanze dem Originator Stock gleicht. Klar treten Mutationen gehäuft bei der Gewebekultur auf, aber eine Garantie, dass das bei anderen Vermehrungsmethoden weniger oder nicht auftritt, die gibt es nicht. Solange die Sortenechtheit erfüllt ist, kann der Endkunde auch nicht nachvollziehen, wie die Pflanze vermehrt wurde.
Es ist im Staudensegment auch keine Seltenheit, dass Sorten, die über viele Jahre hinweg kultiviert werden, einer Art Degenerations-Effekt unterliegen, oder versehentlich Sports oder Mutationen unter dem eigentlichen Sortennamen weiterkultiviert werden. Ich glaube, hier liegt der Hase im Pfeffer und der „Wert“ des OS-Materials.
Einen klaren Vorteil habe ich auch schon bei Sorteneinführungen benannt. Für die Züchtenden, die nur ganz selten das Glück haben, für ihre Arbeit angemessen entlohnt zu werden, ist dies ein willkommenes und gerechtes Zubrot. Im Falle dass die Kunden direkt beim Züchtenden kaufen und bereit sind einen extra Obolus zu leisten. Das finde ich fair. Aber haben nun Gärtnereien, die 24 Pflanzen einer Sorte ‚OS‘ anbieten, auch eine Kiste beim Züchter bezogen und der Züchtende nun 24-mal den Obolus erhalten? …
Der geneigte Sammelnde freut sich, wenn sein Objekt der Begierde um weiteres Prädikat hervorsticht, dadurch noch etwas rarer geworden ist, auch das sei jedem vergönnt – es werfe den ersten Stein, undso…
Was denkt ihr zu diesem Thema?
Habt ihr OS-Pflanzen?
Wie viel ist euch das Wert?
Bildquelle: Auszug aus den Ergebnissen der AHS-Online-Auktion 2023