Vor ein paar Tagen fragte ich in einer bekannten westdeutschen Gärtnerei nach dem Hosta-Sortiment. Die Antwort war, nun ja, ein wenig irritierend:
Also Funkien, so sagte man mir, die würden im Sortiment stark zurück gefahren werden und wegen des Klimawandels und wegen der Schädlinge im nächsten Jahr vielleicht ganz aus dem Angebot verschwinden.
Klimawandel! Ja, hatte ich schon gehört. Gibt es. Die Sommer werden trockener und wärmer. Die Winter werden milder. Alles nicht so richtig gut für Funkien, klar. (Neulich war meine Gartenpumpe ausgefallen und ich fand den Fehler nicht; da hatte ich keine gute Laune, denn es herrschte über Wochen große Trockenheit - und bei mir wegen der teuren Nutzung der Wasserleitung schlechte Stimmung!)
Aber deshalb gleich die Hosta aus dem Gärtnerei-Sortiment zu nehmen, ist vielleicht doch übertrieben, oder? Schließlich unterhielt Ursula Syre-Herz im subtropischen Myrtle Beach, South Carolina, eine Gärtnerei, in der sie ihre "Pee Dee"-Sorten entwickelte.
Andererseits erinnerte ich mich an den Inhaber einer südwestdeutschen Gärtnerei, der mir vor ein paar Wochen sagte, dass er sein sehr umfangreiches Hosta-Angebot deutlich verkleinern will und damit schon begonnen hat. Auch dafür nannte er, unter anderem, den Klimawandel als Grund.
Das wären dann schon mal zwei Fachleute, die mit Hosta Geld verdient haben, aber nun zweifeln, dass das so bleiben wird.
Letzte Woche fegte hier ein Sommersturm über das Land. Und gestern gab es ein schweres Gewitter, dessen Einleitung veritable Böen war. Ich hatte Sorge um meine Hosta und versuchte, sie geschützt unterzustellen, jedenfalls die mit den großen und jene mit den fragilen Blättern.
Klimawandel heißt eben auch Zunahme von Starkregen, Hagel und Stürmen im Sommerhalbjahr. Klimawandel kann außerdem heißen, die Bewässerung der Privatgärten im Sommer behördlich einzuschränken.
Zunehmend denke ich, dass es in Zeiten des Klimawandels geeignetere Pflanzengattungen gibt als gerade Hosta. Dabei wohne ich in einer Gegend Deutschlands, wo es im Sommer noch nicht sooo heiß wird; außerdem habe ich einen Gartenbrunnen mit Pumpe, die meistens funktioniert.
Von den Dakota-Indianern soll der Spruch (Weisheit!) stammen: Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest, dann steig ab.
Noch denke ich nicht, dass das Kultivieren von Funkien im Garten zum Scheitern führt. Ob ich das in 20 Jahren auch noch so sehen werde?
Eigentlich würde ich erwarten, dass das Kriterium "Gartentauglichkeit" bei neuen Sorten gerade auch im Hinblick auf den Klimawandel eine immer wichtigere Rolle spielt. Erkennen kann ich die Beachtung dieses Anspruchs noch nicht, aber vielleicht fehlen mir dafür die nötigen Einblicke.
Marlene Ahlburg meinte vor über 30 Jahren, dass die Entwicklung der Funkien in Richtung kleiner Sorten mit nennenswerter Schneckenresistenz und zu großen Sorten mit lederartigen Blättern führen würde. Als dritte Gruppe mit Zukunft nannte sie Funkien mit bunten Blättern - zur Verwendung in Blumensträußen. Heutzutage würde sie an die dritte Stelle ihrer Erwartungsliste sicherlich Kultivare mit Hitze-/Sonnen-/Trockenheitstoleranz setzen.
Wie die Altmeisterin der Hostalogie jetzt buntblättrige Funkien einordnen würde, weiß ich nicht. Die Wertschätzung solcher Sorten scheint in weiten Kreisen jedenfalls größer zu sein als die Merkmale Sonnenverträglichkeit und Trockenheitstoleranz. Ich werde diesen Charakteristika aber künftig mehr Aufmerksamkeit schenken, damit ich mein Steckenpferd noch lange unbeschwert reiten kann. Oder bin ich zu pessimistisch?